Wer auf der Suche nach einem Gebrauchtwagen ist, stolpert immer wieder über den Begriff Tachomanipulation. Dabei handelt es sich um eine bewusste Veränderung oder Verlangsamung des Kilometerzählers, um den Fahrzeugwert steigern zu können. Im Nachfolgenden möchten wir Ihnen zeigen, worum es bei der Tachomanipulation konkret geht und wie Sie einen Gebrauchtwagen dahingehend prüfen können.
Am Tacho drehen: Darum wird es gemacht
Wer sich mit der Fahrzeugbewertung beschäftigt wird feststellen, dass die Laufleistung einen erheblichen Einfluss auf den Autowert hat. Schon geringe Unterschiede – beispielsweise 102.000 Kilometer zu 99.400 Kilometer – können einen gewaltigen Wertverlust respektive -gewinn ausmachen. Umso größer der Anreiz für gewisse Personen, die Laufleistung ganz einfach anzupassen und damit attraktiver zu machen.
Ausmaße der Tachomanipulation
In Deutschland werden jährlich Tausende Fahrzeuge mit manipulierten Tachos verkauft. Die konkrete Anzahl der gedrehten Kilometer variiert dabei stark. Während es in einigen Fällen lediglich kleinere Korrekturen um einige Tausend Kilometer sind, kann es in anderen Fällen zu immenser Manipulation kommen. Der Schaden besteht in jedem Falle – ob nun 50 oder 50.000 Kilometer unterschlagen wurden. Denn Fakt ist, dass das Fahrzeug dadurch eine Wertsteigerung erhalten hat, die es nicht hätte bekommen dürfen. Wer hier die nötigen Beweise erbringen kann, darf in der Regel auf Schadenersatz hoffen.
Laut dem Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) sind über 30 Prozent aller deutschen Gebrauchtwagen manipuliert. Der dadurch entstehende Schaden geht in die Milliarden. Das ist kaum verwunderlich: Denn bereits geringe Tachomanipulationen können den Autowert um mehrere Tausend Euro steigern.
Gefahren für den Geschädigten
Wer ein Fahrzeug mit manipuliertem Tachostand erworben hat, muss mehreren Gefahren entgegenblicken. Abhängig vom Alter des Autos kann es bei Wartungsarbeiten passieren, dass es zu einem Erlöschen von Garantie oder Gewährleistung kommt. Denn oftmals beziehen sich derartige Garantien auf den Kilometerstand – liegt eine Manipulation vor, kann das einen Vertragsbruch darstellen.
!Ein weiteres und oftmals noch größeres Problem liegt jedoch in der Tatsache, dass die tatsächliche Laufleistung nicht bekannt ist und dass etwaige Verschleißteile damit ihren Zenit überschritten haben könnten. Denn eine Manipulation von 30.000 Kilometern würde bedeuten, dass das Fahrzeug schlimmstenfalls 30.000 Kilometer lang mit überfälligem Zahnriemen, altem Öl oder abgenutzten Bremsen fährt. Last but not least kommt spätestens beim Aufdecken des gedrehten Tachos ein Wertverlust hinzu.
Was umfasst der Begriff Tachomanipulation und wie wird es durchgeführt?
Das Drehen am Tacho kann auf verschiedene Arten erfolgen. Während analoge Kilometerzähler tatsächlich mit Werkzeugen behandelt werden mussten („Am Kilometerstand drehen„), kann die Tachomanipulation bei digitalen Zählern mit einem dafür vorgesehenen Gerät erfolgen. Dieses wird an der OBD-Schnittstelle des Fahrzeugs angeschlossen, um die Daten aufzurufen – im Weiteren können dann die in den Speichern hinterlegten Kilometerstände nach Belieben angepasst werden. Jedoch nicht ohne Risiko für den Manipulator: Denn einige Steuergeräte erfassen derartige Veränderungen. Wer sich erwischen lässt, bekommt echte Probleme.
Weiterhin gibt es Geräte, die die Aufzeichnung der gefahrenen Kilometer verlangsamen. Das heißt, dass pro Kilometer beispielsweise nur ein halber Kilometer im Tachostand vermerkt werden. Auch dabei handelt es sich um eine Form der Tachomanipulation.
Strafen für das Kilometer-Drehen
Das Problem der Tachomanipulation ist auch dem Gesetzgeber bekannt. Deshalb wurde im Straßenverkehrsgesetz (StVG) der § 22b Missbrauch von Wegstreckenzählern und Geschwindigkeitsbegrenzern geschaffen. Hier ist vermerkt, dass derjenige mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr oder einer Geldstrafe bestraft wird, der die Messung eines Wegstreckenzählers, mit dem ein Kraftfahrzeug ausgerüstet ist, dadurch verfälscht, dass er durch Einwirkung auf das Gerät oder den Messvorgang das Ergebnis der Messung beeinflusst. Das heißt: Kann beispielsweise ein Autohaus oder ein Käufer nachweisen, dass wissentlich am Kilometerstand gedreht wurde, kann das strafrechtliche Konsequenzen für den Täter haben.
Wie ist es bei Austauschmotoren?
Viele Autofahrer meinen, dass sich der Tachostand vorrangig auf den Motor bezieht. Dem ist nicht so. Tatsächlich gibt die Laufleistung die gefahrenen Kilometer des kompletten Fahrzeugs an. Das heißt, dass die Kilometerzahl im Falle eines Austauschmotors bestehen bleibt und keinesfalls verändert werden darf. Stattdessen sollte die Laufleistung des Austauschmotors vermerkt werden, damit die richtigen Zeitpunkte für etwaige Wartungsarbeiten gefunden werden können.
Manipulierte Kilometerstände erkennen
Wer auf der Suche nach Gebrauchtwagen ist und auf Nummer sicher in puncto gedrehter Tachos gehen möchte, kann sich an verschiedene Punkte halten, um das Risiko zu vermeiden.
- Abweichungen zwischen Fahrzeugzustand und Kilometerstand: Sind die Abnutzungen im Innenraum des Fahrzeugs auffallend stark im Verhältnis zum Kilometerstand, ist Vorsicht geboten.
- Kilometerstände bei Wartungsarbeiten: Im Scheckheft wird bei Ölwechseln und anderen Wartungsarbeiten beziehungsweise Service-Terminen der Kilometerstand vermerkt. Hier lässt sich gut herausfinden, ob Unstimmigkeiten existieren. Wer trotzdem unsicher ist, kann bei den vermerkten Kfz-Werkstätten anrufen und sich Auskünfte einholen.
- Anschluss eines Diagnosegerätes: Manchmal arbeitet der Täter bei der Tachomanipulation nicht gründlich genug. In diesem Falle können die Manipulationen beim Auslesen der Steuergeräte auftauchen. Denn der Kilometerstand wird nicht nur an einer Stelle gespeichert.
- Konsultierung eines Fachmanns: Kfz-Sachverständige haben Mittel und Wege, Kraftfahrzeuge auf Tachomanipulation hin zu überprüfen. Wer mag, kann also eine Prüfstelle des Vertrauens konsultieren und mit der Prüfung beauftragen. Dabei können Kosten entstehen.