Selbstzünder sind heutzutage die Lieblinge der Politiker. Die Rede ist von Fahrverboten, neuen Umweltzonen mit blauen Plaketten und Abgas-Manipulationen. Mal sind die Stickoxide tödliche Gase, mal sind sie eher harmlos. Was stimmt denn nun – und wie lösen Besitzer von Dieselfahrzeugen dieses Dilemma?
Stickoxide und ihre Wirkung
Die in vielen Beiträgen aufgegriffenen Stickoxide (NOx) entstehen generell bei der Verbrennung und sind nahezu unvermeidbar, solange Kraftfahrzeuge für ihre Fortbewegungen irgendwas entzünden. Das heißt, dass sie momentan so etwas wie ein zwangsläufiges Übel sind. Fraglich ist allerdings, in welcher Konzentration vor allem die städtische Bevölkerung dieses Reizgas ertragen muss.
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) schreibt vor, dass bis zu 40 Mikrogramm pro Kubikmeter in der Atemluft nicht überschritten werden dürfen. Dieser Wert wird aktuell kritisch hinterfragt, weil am Arbeitsplatz deutlich laxere Grenzwerte gelten. Allerdings stammt diese Höchstmenge nicht von ungefähr und liegt der Tatsache zugrunde, dass Stickoxide tatsächlich für Entzündungen und langfristige Schäden des Lungengewebes sorgen. Wer behauptet, dass dafür auch andere Gase verantwortlich sind oder sein können, hat prinzipiell Recht. Das ist allerdings lange kein Grund, hohe Stickoxidkonzentrationen zu ignorieren oder zu dulden. Vielmehr sollten weitere Energien darauf verwendet werden, auch die anderen schädlichen Abgase zu analysieren und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Hysterie oder Suche nach Lösungen
Dass Studien nicht immer hundertprozentig aussagekräftig sind, ist allgemein bekannt. Allerdings lässt sich die Problematik nicht einfach nach dem Motto „Alles nur Panik und Hysterie“ abtun. Grenzwerte wurden schließlich überschritten und Motoren stoßen mitunter viel zu viele Abgase aus, die eigentlich vermeidbar sind.
SCR-Systeme – Mit Ammoniak gegen NOx
Und genau da liegt der Hund begraben: Denn längst existieren Systeme, mit denen sich die Stickoxide stark reduzieren lassen. Mit AdBlue und der sogenannten Selective Catalytic Reduction – kurz SCR – besteht die Möglichkeit, NOx mithilfe von Ammoniak in weitaus ungefährlichere Stoffe umzuwandeln. Dafür wird Harnstoff erwärmt und in regelmäßigen Abständen in einen Katalysator injiziert, in dem dann die Reduktion stattfindet. Der Schadstoffausstoß sinkt enorm – der Selbstzünder erreicht eine bessere Schadstoffklasse.
Das Problem: Die Nachrüstung
Wie bei den Rußpartikelfiltern auch, sehen sich Dieselfahrer ob drohender Fahrverbote mit hohen Kosten für die Nachrüstung konfrontiert. Welche Lösungen Politik und Autohersteller dabei bieten, bleibt abzuwarten. Fakt ist allerdings, dass die Nachrüstung immer noch günstiger als der übereilte Autoverkauf oder die Abwrackung des Fahrzeugs ist.
Im Moment ist die Diesel-Debatte in Deutschland viel zu aufgehitzt, als dass Rückschlüsse zur Zukunft des Diesels möglich wären. Der bloße Ruf nach Fahrverboten oder strengeren Umweltplaketten hätten einen bitteren Beigeschmack, weil er eine Benachteiligung von Dieselfahrzeugen zur Folge hätte. Schließlich haben auch direkteinspritzende Ottomotoren nicht wirklich eine weiße Weste.