Servolenkung – damit das Kurbeln leicht fällt

Eine weitere, etwas ältere Bezeichnung für die Servolenkung ist die „Lenkhilfe“. Der Sinn dieser Lenkhilfe besteht darin, das Einschlagen der Räder eines Fahrzeuges mithilfe des Lenkrades zu unterstützen. Gerade in langsamer Fahrt oder im Stehen benötigt das Drehen des Lenkrades aufgrund des erhöhten Reibwertes der Räder beziehungsweise der Gummimischungen der Reifen einen hohen Kraftaufwand. In schneller Fahrt ist dieser Kraftaufwand wesentlich geringer, da hier der Reibwiderstand durch die gleichzeitige Rollbewegung herabgesetzt wird.

Die Funktionsweise einer Servolenkung

Grundsätzlich ist eine Servolenkung so aufgebaut, dass sie an das Lenkgetriebe an der Vorderachse angeschlossen ist. Zum Einbau kommen vier verschiedene Verfahren. Das hydraulische System, der elektrische Antrieb, das elektrohydraulische System sowie der elektromechanische Antrieb. Welches dieser Verfahren genutzt wird, ist abhängig vom jeweiligen Fahrzeughersteller. Die ursprüngliche Entwicklung der Lenkhilfe besaß bereits eine Hydraulik- oder Servopumpe, die wiederum über entsprechende Drehventile einen Hydraulikkolben ansteuerte, der mit dem Lenkgetriebe des Fahrzeuges verbunden war. Dieses Prinzip ist bei der hydraulischen Lenkhilfe bis heute beibehalten worden. Die Servopumpe selbst wird über einen Zahnriemen durch den laufenden Motor angetrieben. Darum ist bei vielen Fahrzeugen die Lenkhilfe ausgeschaltet, wenn der Motor nicht läuft, ähnlich den Bremskraftverstärkern. Elektrisch angetriebene Servolenkungen arbeiten mit Elektromotoren, was den Vorteil mit sich bringt, dass das Hydrauliksystem entfällt und die einzelnen Segmente der Lenkhilfe besser positioniert werden können. Allerdings sind aber auch Fehler oder Störungen in elektrischen Steueranlagen schwerer zu finden. Der elektrohydraulische Antrieb kombiniert das hydraulische System mit einem gesonderten Elektromotor für den Antrieb der Servopumpe, sodass die Treibriemenverbindung zum Motor entfällt. Bei den elektromechanischen Antrieben wirkt ein Elektrostellmotor auf die Mechanik des Lenkgetriebes oder der Lenksäule.

Die Geschichte der Servolenkung

Die Anfänge der Servolenkung sind im Amerika der 20er Jahre zu finden. Der Ingenieur Francis W. Davis stellte im Jahr 1926 die erste Servolenkung für Lastwagen vor. Davis arbeitete zu der Zeit bei dem Fahrzeughersteller Pierce Arrow, wechselte jedoch später zu General Motors, die aber zunächst auch kein Interesse an der Entwicklung besaßen. Bei seinem nächsten Arbeitgeber, dem Automobilzulieferer Bendix, fand Davis mehr Aufmerksamkeit und die Servolenkung wurde zuerst in schwerem Kriegsgerät verbaut, das zu Anfang des Zweiten Weltkrieges in großer Stückzahl benötigt wurde. Der erste Pkw, in den eine Servolenkung verbaut wurde, war ein 1951er Chrysler Imperial. Diese von Chrysler Hydraguide genannte Lenkhilfe basierte wie auch die von General Motors in den 52er Cadillac-Modellen verbaute Servolenkung auf der Entwicklungsarbeit von Davis. Während bei den ersten Fahrzeugen die Lenkhilfe auf die Lenksäule wirkte, wurde bei späteren Entwicklungen die Servolenkung an das Fahrgestell verbaut. Dies hat sich bis heute durchgesetzt.

Wertsteigerung durch Servolenkung

Bei modernen Fahrzeugen ist die Servolenkung eine Selbstverständlichkeit und nur ganz wenige Hersteller verzichten auf den Einbau einer Lenkhilfe. Beispielsweise Automanufakturen, die Sportwagen oder klassische Roadster in kleiner Serie produzieren.
Fahrzeuge für den Alltagsgebrauch ohne Lenkhilfe hätten einen so großen Wettbewerbsnachteil, dass dafür zumindest in Deutschland kein Markt besteht, selbst wenn diese merklich im Preis gesenkt wären. Natürlich finden sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch ältere Fahrzeuge, die von Haus aus keine Lenkhilfe verbaut haben, die aber gegenüber Fahrzeugen mit Servolenkung im Wiederverkauf einen Nachteil besitzen. Ein Nachrüsten der Servolenkung ist in der Regel im Verhältnis zum Zeitwert zu kostenintensiv und oft aus technischen Gründen nicht realisierbar.